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Von: Kai Hartwig
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Im ZDF-Ketchup-Test erhalten Discounter-Produkte schwache Bewertungen. Experten sind von der Qualität enttäuscht. Ein Labortest bereitet zudem Sorgen.
Frankfurt – Ketchup ist für zahlreiche Menschen ein unverzichtbarer Begleiter, wenn sie Pommes oder ein Schnitzel essen. Man kann Tomatenketchup auch selbst herstellen. In der Sendung „WISO“ des ZDF wurden sechs verschiedene Ketchup-Produkte aus Supermärkten und Discountern von einem Experten-Duo sowie Verbraucherinnen und Verbraucher auf den Prüfstand gestellt.
Unter den Testkandidaten befanden sich auch Produkte von Kaufland, Aldi und Penny. Allerdings fielen diese bei den Ketchup-Fachleuten krachend durch. Und auch ein Labortest brachte bedenkliche Ergebnisse – so wie kürzlich auch die Resultate für Schokolade-Produkte bei Öko-Test.
Experten testen Ketchup – darunter Produkte von Aldi, Penny und Kaufland
Boris Sauerborn, Experte und Inhaber der Ketchup-Manufaktur „Zum Heiligen Stein“, betrieb einst ein Restaurant, in dem er Lammfleisch aus eigener Zucht verkaufen wollte. Neben Lamm-Currywurst war auch Ketchup im Angebot. Die Gäste waren jedoch mehr am Ketchup als an der Wurst interessiert, was Sauerborn dazu veranlasste, seine eigene Ketchup-Manufaktur zu gründen.
Für einen guten Ketchup sind laut Sauerborn vor allem die Zutaten entscheidend: „Es kommt vor allem auf die Qualität der Zutaten an. Das ist das einzige Geheimnis.“ In seinem Produkt ist der Anteil an Tomatenmark sehr hoch, zudem verwendet er Rohrzucker, Tafel- und Himbeeressig aus Frankreich sowie hochwertige Gewürze. Doch welche Zutaten stecken in den Ketchup-Produkten aus dem Supermarkt oder Discounter? Im Rahmen der ZDF-Sendung testeten Sauerborn und seine Geschäftspartnerin und Ehefrau Ilka diese sechs Ketchup-Produkte:
- Dennree Tomaten Ketchup (Bio-Produkt) – durchschnittlicher Preis: 5,58 Euro pro Liter
- Delikato Tomaten Ketchup (Aldi) – durchschnittlicher Preis: 3,58 Euro pro Liter
- Born Tomaten Ketchup – durchschnittlicher Preis: 4,98 Euro pro Liter
- Penny Tomaten Ketchup – durchschnittlicher Preis: 3,58 Euro pro Liter
- Heinz Tomato Ketchup – durchschnittlicher Preis: sechs Euro pro Liter
- K-Classic Tomaten Ketchup (Kaufland) – durchschnittlicher Preis: 3,58 pro Liter
Ketchup von Aldi, Kaufland und Penny kann Experten nicht überzeugen – „Nach Tomate schmeckt hier gar nichts“
Die Produkte der Discounter kamen bei den Experten nicht gut an. Frau Sauerborn war vom Penny-Ketchup wenig begeistert: „Viel Essig, das zieht einem alles zusammen im Mund“. Über den Kaufland-Ketchup urteilte sie: „Nach Tomate schmeckt hier gar nichts“, und „ist wie Wackelpudding.“ Auch ihr Mann bemängelte die Konsistenz des Ketchups der Kaufland-Eigenmarke K-Classic: „Bewegt sich viel zu wenig.“
Beim Aldi-Produkt zogen beide Experten das Gesicht. Boris Sauerborn brachte es auf den Punkt: „Irgendwas ist drin, was ich nicht mag.“ Trotzdem konnten die Ketchup-Produkte von Penny und Aldi 2023 bei Öko-Test noch überzeugen.
Das Produkt von Born lobte die Ketchup-Expertin: „Es schmeckt schön nach Tomate.“ Über den Bio-Ketchup von Dennree waren sich beide einig: „Der ist gut.“ Bei ihrem Favoriten unter den getesteten Produkten waren sie sich jedoch uneinig. Boris Sauerborn bevorzugte den Dennree-Ketchup, „weil der am abgerundetsten ist. Der hat am meisten Tomate, da ist das Verhältnis zwischen Essig, Salz und Süße am besten abgebildet.“ Seine Frau hingegen setzte den Born-Ketchup an die Spitze: „Für mich hat der am meisten wirklich nach Tomate geschmeckt und hatte eine gute Konsistenz im Mund. Der schmeckte rund.“
Verbraucherinnen und Verbraucher loben Heinz-Ketchup – auch Kaufland-Produkt steht in ihrer Gunst besser da
Verbraucher, die auf einem Tomatenfest in Niedersachsen eine Blindverkostung der sechs Ketchup-Produkte durchführten, sahen die Sache anders: Hier gewann Heinz vor Born und Kaufland, gefolgt vom Bio-Ketchup von Dennree sowie den Produkten von Penny und Aldi. Geschmäcker sind also verschieden.
Labortest zeigt: Alle getesteten Ketchup-Produkte enthalten gefährliches Schimmelpilzgift
Zusätzlich zu den Geschmackstests wurden die Ketchup-Produkte im Labor auf Schimmelpilzgifte untersucht. Lebensmittelchemikerin Monika Dust erklärte, dass alle Ketchup-Produkte auf das Vorhandensein von Alternaria-Toxinen geprüft wurden. Dieses Schimmelpilzgift „könnte krebserregend sein“, wie erste Versuche zeigten.
Das Ergebnis des Labortests war ernüchternd: In allen sechs Ketchup-Produkten wurden Alternaria-Toxine gefunden, wenn auch in unterschiedlicher Konzentration. Die besonders schädliche Tenuazonsäure war ausgerechnet im Bio-Produkt von Dennree am stärksten vertreten.
Auf Nachfrage des ZDF erklärte das Unternehmen, dass es für verarbeitete Tomatenerzeugnisse einen Richtwert für Tenuazonsäure gebe. Dieser Wert werde von dem Produkt „deutlich unterschritten“. Dr. Britta Schautz von der Verbraucherzentrale Berlin hält diesen Hinweis jedoch für unzureichend. „Die Hersteller sollten auch weiterhin diese Werte minimieren, so dass am besten gar nichts in diesem Produkt vorkommt.“
Aldi-Ketchup punktet mit Bestwert bei gesundem Inhaltsstoff
Trotz der negativen Ergebnisse gibt es auch positive Aspekte: Der in reifen Tomaten enthaltene Stoff Lycopin kann gesundheitsfördernd sein. Laut Verbraucherschützerin Schautz gibt es Studien, die nahelegen, dass Menschen, die viele Tomaten essen, seltener an bestimmten Krebsarten erkranken. Ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Lycopin und dem reduzierten Krebsrisiko gibt, konnte die Wissenschaft jedoch noch nicht abschließend klären.
Im Test hatte der Aldi-Ketchup mit einem Lycopin-Wert von 179 mg/kg die Nase vorn, gefolgt vom Penny-Produkt (175), Denrees Bio-Ketchup (170) sowie den Produkten von Born (156), Heinz (123) und Kaufland (110).
Gesundheitlich kann auch ein zu hoher Zuckergehalt schädlich sein – in dieser Teilkategorie lag Heinz mit siebeneinhalb Stück Würfelzucker pro 100 Gramm Ketchup an der Spitze. Auch die beiden Schlusslichter in dieser Kategorie – Born und K-Classic von Kaufland – enthielten fast fünf Stück. Auch im Supermarkt sollte man versteckte Zucker-Fallen kennen, denn einige Produkte sind ungesünder als gedacht. (kh)